Amarcord Wien

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Ein Programm mit Musik von Erik Satie und Amarcord Wien

Satie lebte vom 17. Mai 1866 bis zum 1. Juli 1925. Von 1878 bis zuletzt in Paris.

“Ob ich Franzose bin? …
Natürlich… Warum wollen Sie, dass ein Mann meines Alters nicht Franzose sei? …
Sie überraschen mich …”

Die französische Musik des 20. Jahrhinderts wäre unvollständig ohne die Nennung seines Namens. Er hat nicht besonders viel geschrieben, aber seine Musik überrascht uns. Wenig davon ist auf längere Sicht zusammenhängend. Satie wendete bei vielen seiner Klavierkompositionen das Baukastenprinzip an, nennt sie ‘Musique d’Ameublement’. “Verlangen Sie ‘Musique d’Ameublement’!”, fordert der Eigenwillige, “Ihr Schlaf wird schlecht sein, wenn Sie nicht vor dem Einschlafen etwas ‘Musique d’Ameublement’ hören.” Eine Art Ausstattungs- oder Hintergrundmusik, die keinen anderen Sinn hat, als Musik zu sein und eine Situation durch ihr prinzipielles Dasein aufzuwerten. Satie schreibt: “Ich stelle sie mir melodiös vor, sie soll den Lärm der Messer und Gabeln mildern, ohne ihn zu übertönen, ohne sich aufzudrängen.” Musik als eine Art Möbel, auswählbar nach dem Stil ihrer Umgebung, mit der sie beschwichtigend interagiert, Musik wie eine schöne Tapete. “Hören sie nicht zu!” ruft Satie ins Publikum, wenn er seine Stücke spielt.

Wie hört man eine Musik, die nicht möchte, dass man auf sie hört?
Amarcord spielt Satie, dass man zuhören möchte, zuhören muss:
Gnossienne 1, aus einer wehmütigen Geigenimprovisation wachsend, verletzt
Ogive 1, ein an Schnittkes Musik erinnernder mystischer Traum
Gymnopédie 3, zartes Netz in dünner Luft, spärlich
die geradezu seligmachende Gnossienne 5
Gymnopédie 2 dagegen brasilianisch, ein Samba, lächelnd
fahl, aber mit fester Bestimmtheit Gnossienne 6
“Je te veux”, ein inniges Chanson, das dem Abend seinen Titel leiht:
ich will dich …
ein Satie’scher Ragtime (er liebte dieses Genre) …

Amarcord beschäftigt sich auf seine Weise mit dem Œuvre, formt aus den minimalistischen Klavierstücken neue Klangflächen, konfrontiert die musikalische Poesie Saties mit eigenen Aphorismen, improvisiert über die einfachen, eingängigen Strukturen seines Stils. Je weniger Noten da sind, desto mehr kommt es darauf an, wie man sie spielt. Für Satie war populäre Musik nicht unseriös, er spielte Klavier in Variétés, Cabarets und Cafés, und so findet auch der Abend über Valse ballet zum Walzer (den Satie sehr mochte), ein rührseliges Wienerlied entpuppt sich plötzlich als Samba, auch Gymnopédie 1 mutiert zu einem Tanz, und Sebastian Gürtler schreibt ein neues Wienerlied “Der Herrgott und die Geigen” …

Nackt gehört, Dämmerung, die erste Stunde am Morgen, und eine seichte bis mittelstarke Müdigkeit. Wenn man sich einmal mit Satie angefreundet hat, dann ist er ein einzigartiger Schatz, der unmittelbar seine ganze bezaubernde Wirkung und poetisch-schlichte Weltanschauung entfaltet.